Der Hörselflieger - Mirko Wagner

Im Jahre 1963 war es soweit, das Licht der Welt schien auch für mich – Mirko Wagner. Aufgewachsen bin ich in Thüringen, dem grünen Herzen Deutschlands, damals wohl eher DDR-Randzone, da es nur noch 20 km bis zur „Zonengrenze“ waren. Durch unser Dorf - Mechterstädt - fließt die Hörsel und von unserem Kinderzimmer hatten wir einen tollen Blick auf den Großen Hörselberg. Genau - deshalb Hörselflieger!

Mein Biologiestudium habe ich in Leningrad, heute St. Petersburg, als Entomologe abgeschlossen, um dann in Berlin an der HUB an der Landwirtschaftlichen Fakultät meinen Doktortitel zu verteidigen.

Wer jetzt ein bisschen gerechnet hat, wird bemerkt haben, dass dies eine interessante Zeit gewesen sein muß. Ja, das war sie – erst in Leningrad den kompletten Umschwung vom Genossen Breshnev bis zum Reformer Gorbatshov mitgemacht und dann in Berlin den Mauerfall und die Öffnung der Republik erlebt.

Beruflich hat es mich ziemlich oft in die Welt getrieben – von Berlin über Frankfurt wieder nach Berlin um dann in Moskau zu landen, allerdings ging es dann wieder nach Frankfurt, von wo aus die Reise für 6 Jahre nach Zypern ging und nachdem uns der Inselkoller eingeholt hat, waren wir dann fast 10 Jahre erneut in Moskau. Nun sind wir wieder in old Germany und das wohl für immer um nun den Lebensabend in Ruhe zu verbringen.

Bin verheiratet, kümmere mich um meine Frau und sehe bei 3 Kindern nach dem Rechten. Wobei eigentlich alle drei Kleinen schon ihre eigenen Wege gehen. Ansonsten gibt es noch 7 Hunde und eigentlich das Wichtigste - ca 90 Drachen.


 

Das ist ER - damit fing alles an.
An einem windigen Nachmittag in Berlin fiel die Entscheidung mit einem guten Freund – ein Drachen muss ran. Gesagt – getan, aus einem alten Bettlaken (Baumwolle), Vierkantleisten, Klebeband und „Wurststrick“ wurde dieses Prachtstück gebaut oder besser „geschustert“. Jungfernflug war auf dem Grenzstreifen am Invalidenfriedhof in der Scharnhorststraße in Berlin Mitte.

 

Tja, das war der Beginn einer neuen Leidenschaft. Ich brauchte dann ca 2 Jahre mit erfolglosen Versuchen verschiedener Materialien bis ich dann zu den modernen Technologien fand. Allerdings muß ich gerechterweise erwähnen, daß wir als Kinder schon mit unserem Papa selbstgebaute Papierdrachen in den Himmel geschickt haben.

Generell bin ich wohl eher ein Einleiner-Typ aus der "Stäbchenfraktion", den Weg zu den Stablosen - als Biologe drängt sich hier der Begriff "Wirbellose" auf ;-) - habe ich noch nicht gefunden. Nebenbei fliege ich auch ganz gerne Lenkdrachen. Die Lenkdrachen stehen dabei für den physischen Fun. Wenn dann allerdings der selbst gebaute Einleiner am Himmel steht, baut sich ein mentaler Zustand auf, der Befriedigung über das Geschaffene hervorruft, auf der anderen Seite aber auch eine Art Verbindung oder Harmonie mit der Welt und der Natur herstellt. Innere Ruhe stellt sich ein – Ruhe – Harmonie…

So, nun schaut euch meine Drachen an. Ich hoffe, der eine oder andere gefällt euch.

 

Mirko